Auch andere Aktivist*Innen machen Gebrauch der Antimilitaristischen Aufkleber. So erreichte uns der Bericht einer Aktion an der Universität Potsdam der auf Indymedia veröffentlicht wurde. Das Büro vom Kriegsfetischist und Wehrmacht-Tollfinder Doktor Sönke Neitzel an der Universität Potsdam wurde verschönert.Die Tür seines Büros und die des Lehrstuhls für Militärgeschichte wurde mit einem Kotz-Smiley und einer Sprechblase versehen. In der Sprechblase steht „Bundeswehr: zum Kotzen!“
Potsdam: Büro des militaristischen Professors Sönke Neitzel markiert
Neitzel ist Professor an der Universität Potsdam und forscht dort zu Militarismus. Doch nicht etwa aus einer antimilitaristischen Position heraus, sondern zusammen mit der Bundeswehr. Er sagt Sachen wie: „Wir brauchen den Soldaten als Kämpfer und Krieger, müssen das Kriegs-Handwerk wieder lernen“ (https://www.nd-aktuell.de/artikel/1148151.soenke-neitzel-loblied-auf-den-archaischen-kaempfer.html?sstr=neitzel). Außerdem leitet er den Masterstudiengang „War and Conflict Studies“.
Der AStA protestierte bereits, dass nicht gemeinsam mit der Bundeswehr über die Bundeswehr geforscht werden kann und dass daraus nur militärische Politik resultiert.
https://astaup.de/2016/03/war-and-conflict-studies/
Um zu sehen, wie Neitzel so drauf ist, lässt sich seine Mitgliedschaft im „Netzwerk Wissenschaftsfreiheit“ anführen. Dort haben sich konservative Wissenschaftler*Innen verbündet, um sich gegen einen vielfältigen universitären Diskurs einzusetzen und um über ihre „reduzierte Hegemonialmacht über […] Interpretationen“ rumzuopfern.
https://public-history-weekly.degruyter.com/9-2021-3/wissenschaftsfreiheit-pluralisierung/
Damit ist gemeint, dass die Menschen an Unis, die bislang in der Hierarchie unagefochten an der Spitze standen und meinen „objektive“ Wissenschaft zu betreiben nun durch kritische Ansätze in der Forschung hinterfragt werden. Deshalb haben sie natürlich Angst, ihre Deutungshoheit und Macht zu verlieren.
Neitzel selbst ist ein hervorragendes Beispiel für ideologisch und politisch motivierte Forschung. Viele Universitäten verpflichten sich freiwillig durch die „Zivilklausel“ dazu, auschließlich für zivile und friedliche Zwecke zu forschen und Kooperationen mit der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie auszuschließen.
http://www.zivilklausel.de/index.php/fragen-und-antworten
Nicht so die Uni Potsdam. Dort besetzt Neitzel die einzige Professur an einer öffentlichen Uni, die explizit mit und zur Bundeswehr forscht. So erhielt Neitzel kürzlich den Preis „Bundeswehr und Gesellschaft“ durch das Kriegsministerium, welches seine Forschung lobt und somit unmittelbar die Verschmelzung von Wissenschaft und Bundeswehr offenlegt.
Nicht nur wir finden das doof. Andere Historiker*Innen haben sich die 800 Seiten seines Buches „Deutsche Krieger“ angetan und meinen, es sei nicht nur zum Kotzen, sondern gar „erschreckend“. Sie finden, dass Neitzel die handwerklichen Fähigkeiten der Wehrmacht hervorhebt und die Frage aufbringt, wie die Nazis den zweiten Weltkrieg hätten gewinnen können. Außerdem diene das Buch einer politischen Agenda, da es „historische Analyse und politische Intervention […] eng miteinander verknüpft“. Hinter seinem Buch „verbirgt sich das Ziel einer Militärpolitik und einer Militärgeschichtesschreibung ohne normativen Friedensbezug“.
https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-95530
Einfacher gesagt: Neitzel interessieren Leid und Elend im Krieg nicht in seiner Fetischisierung von Kriegern und Krieg hat er keinen Bock auf friedliche Ansätze von Konfliktbewältigung.
Eigentlich sind Neitzels Bücher was für Nazis und Prepper bei der Bundeswehr. So meint der Historiker Wolfram Wette, Neitzel biete „die Begleitmusik für eine Kämpfer- und Krieger-Ideologie, für die im rechtsextremen Spektrum der Politik wie auch von restaurativen Traditionalisten in der Bundeswehr geworben wird“.
Bei Neitzel „kann selbst die Wehrmacht Teil einer auch in der Demokratie der Gegenwart anschlussfähigen deutschen Militärtradition sein“. Na das passt ja auch wunderbar zu seiner Position als Vorsitzender im wissenschaftlichen Beirat des revisionistischen und militaristischen „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge“, der u.a. das Gedenken an nationalsozialistische Wehrmachtsangehörige fördert.
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1120673.graebergesetz-nazis-als-opfer.html?sstr=volksbund
Dass so eine Person mitten in der Uni, die eigentlich ein unabhängiger, emanzipatorischer und kritischer Ort sein soll, unangefochten seine Machtposition nutzt, um eine Militarisierung der Gesellschaft zu fordern, finden wir zum Kotzen.