Pünktlich zum Start der Fusion (26. Juni – 30. Juni 2024) gab es unteranderem am Berliner Ostbahnhof ein Adbusting, um „ein Zeichen gegen antisemitische Narrative [zu]setzt[en] um Mitgefühl mit den Betroffenen des 07. Oktobers zu zeigen“ wie die Gruppe M.A.D. in ihrer Pressemitteilung schreibt. Veröffentlicht wurde sie auf dem Blog der Anarchistischen Föderation.
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sind Aktivist*innen aus Berlin aktiv gegen das Vergessen der Gräultaten der Hamas am 7. Oktober 2023 geworden. Mit dem bewährtem Mittel des Adbustings haben die im Verborgenen agierenden Aktivist*innen sich künstlerisch dem Thema Antisemitismus gewidmet. Dazu Verschafften Sie sich unerlaubt Zugang zu den Werbevetrienen, welche normalerweise kommerziell bespielt werden. “Wir haben ein Zeichen gegen antisemitische Narrative gesetzt um Mitgefühl mit den Betroffenen des 07. Oktobers zu zeigen” so Maddy die Sprecher*in der Gruppe M.A D. (Militante Antisemit*innen Disser).
Massaker auf einem Festival
Die Wahl des Zeitpunktes ist kein Zufall. Diese Woche beginnt das Fusion Festival in Mecklenburg-Vorpommern. Ein linksalternatives Festival auf dem, Freiheit, Ferienkommunismus und Technokultur gefeiert wird. Sozusagen das deutsche Äquivalent zum Supernova Festival in Israel.
Mit dem Angriff auf das Nova Festival zeigt die Hamas nicht nur ihre offen antisemitische Agenda, sondern auch ihre antiemanzipatorische Haltung. Mit ihrem Angriff vom 7. Oktober hat die Hamas eben diese Technokultur, die Freiheit zum Beispiel selbstbestimmt zu knutschen und die gemeinsame Freude an der Musik angegriffen. Die Hamas fordert eine streng fundamentalistische Auslegung des „islamischen Rechts“, welche FLINTA und queere Menschen unterdrückt oder sogar tötet. So ist es nicht wirklich überraschend, dass der Terror der Hamas auch nicht vor einem Technofestival Halt gemacht hat. “Für uns ist es deshalb unerklärlich wieso manche die Hamas als emanzipatorische Organisation des Widerstands verklären können”, ärgert sich Maddy.
Das Massaker auf dem Nova Festival galt Jüdinnen und Juden und ist zutiefst antisemitisch. Es galt aber auch allen, die selbstbestimmt, hedonistisch und frei auf einem Festival feiern wollten. Maddy führt aus: „Wir haben uns dazu entschieden allen, die sich jetzt in den Zug setzten und Richtung Festival fahren eine Botschaft mitzugeben. Macht euch stark gegen Antisemiten und ihre Verbündeten!!!“
Du liebst die Fusion? Die Hamas nicht!
Um diese Botschaft zielgruppenorientiert an die Leser*inn zu bringen kann Mensch am Ostkreuz-Bahnhof mit ein wenig Aufmerksamkeit fündig werden: In einer gekaperten Werbevitrine ist ein Plakat im City-Light-Format mit verändertem Inhalt zu sehen: Wo zuvor irgendein Boomer-Radiosender mit dem Spruch „Du liebst die 80er? Wir auch!“ wirbt, ist dank kleiner kosmetischer Korrekturen nun zu lesen: „Du liebst die Fusion? – Die Hamas nicht! Die Hamas hat am 7. Oktober 364 Menschen ermordet“. Maddy dazu: „Mit Befreiungskampf gegen Unterdrückung hat die Hamas rein garnix zu tun. Gottseidank haben dass einige wenige in der Berliner Clubszene verstanden und zeigen sich solidarisch mit Israel“ führt Maddy weiter aus und schielt dabei auf das about blank, einem bekannten Club in der Umgebung des Ostkreuz.
Aber auch die Universitäten in Berlin standen in letzter Zeit immer wieder in den Schlagzeilen: wegen antisemitischer Anfeindungen von Studierenden gegenüber ihrer jüdischen Kommiliton*innen. „Daher haben wir uns auch dieses Mal dazu entschlossen eine der Berliner Universitäten zu bespielen. Die jüngsten Proteste an der Humboldt Universität waren Anlass für uns dort etwas gegen Antisemit*innen zu pöbeln.“
Sofortige Freilassung der Geiseln
Im Schutze der Dunkelheit schlug die Gruppe zu. Die Werbeposter der bezahlenden Firmen wurden abgehängt und durch eigens umgestaltete Poster getauscht. Ein Plakat zeigt einen Mann mit zugeklebten Mund und der Sprechblase „Noch immer 120 Geiseln in Gaza gefangen. Darunter steht geschrieben: Schweigen kostet Leben. Antisemitismus auch. Free Gaza from Hamas. „Wir fordern die sofortige Freilassung der Geiseln“ so Maddy.
Auf einem weiteren Plakat steht: „So sicher wie in Ost-Berlin die Sonne aufgeht:“ und ein offensichtlich aufgeklebter Streifen Papier vervollständigt den Satz mit: „unser Einsatz gegen Antisemit*innen“. Das Ganze wird gerahmt durch ein gelungenes “Stencil“ der beiden Fahnen, bekannt aus dem ANTIFA-Logo, in israel-solidarischem blau-weiß. Maddy hierzu: „Wer jüdisches Leben angreift, Israel delegitimiert oder sein Existenzrecht in Frage stellt ist antisemitisch. Es bleibt mir nur zu sagen: Fuck off Hamas!!!“