„Brauner Nazihaufen“: Adbustings machen Bundeswehr-Werbung zum Bumerang

Kaum macht die Bundeswehr nach langer Pause wieder Werbung in Berlin, wird sie auch schon in der Öffentlichkeit kritisiert. In Charlottenburg, Neukölln, Schöneberg und Treptow tauchten auf den Werbepostern des Militärs unautorisierte Aufkleber auf. So kommentierten Unbekannte die Slogans mit Kacke- und Kotz-Smileys sowie Sprechblasen mit Kritik am Militär. Die Aufkleber stammen von der Kampagne „Werbung abrüsten!“ Deren Sprecher*in Yver Cleber sagt: „So werden die Millionen im Propaganda-Etat der Bundeswehr dank Aufklebern für ein paar Euro zum Bumerang!“

Das Verteidigungsministerium schreibt in einer Pressemitteilung zur aktuellen vom 2. bis zum 17. Mai laufenden Werbekampagen: „Die Kampagne ruft dazu auf, den Aufbruch bei der Bundeswehr mitzugestalten.“ Das nehmen die Aktivist*innen wörtlich. Mit ihrer in Fachkreisen „Adbusting“ genannten Aktionsform nutzen sie die Werbung der Bundeswehr als Plattform für Kritik am deutschen Militär.

Kackhaufen kritisiert Rechte in der Bundeswehr
Im Angebot hat die Kampagne einen Kackhaufen-Smiley, mit dem Schriftzug „brauner Nazihaufen“. Damit wird auf die Nazistrukturen und Rechtsradikalismus in der Bundeswehr hingewiesen. „Damals war noch nicht absehbar, dass die Bundeswehr mit dem Slogan „Neue Stärke“ den Namen einer Neonazi-Partei millionenfach auf City-Light-Poster drucken würde“ erklärt Yver Cleber. „Aber angesichts der Geschichte und Werte der Bundeswehr und deren Vorgängerorganisationen ist das wenig überraschend.“

Mit Smileys gegen Sexismus
Um auf strukturelle toxische Maskulinität und Sexismus in der Bundeswehr hinzuweisen, heißt es neben einem erstaunten Kopfexplodier-Smiley: „Whaaat… Sexismus bei der Bundeswehr?‘. Denn allzu oft stellen die Bundeswehr und bürgerliche Medien Diskriminierung gegen FLINTA als Einzelfälle dar.

Bundeswehr zum Kotzen
Auf einem weiteren Sticker-Set ist der Kotz-Smiley abgebildet und der Spruch lautet „Bundeswehr: zum Kotzen!“ Den Abschluss macht ein tränender Lach-Smiley, der trocken verkündet: „LOL, was kümmern mich Menschenleben?“ und somit das wahre Gesicht der Bundeswehr zeigt.

Adbusting leicht gemacht
Die Kampagne „Werbung abrüsten!“ vertreibt seit November Überkleber für Bundeswehr-Poster. „Adbusting war noch nie so einfach“ freut sich Yver Cleber. „Einfach Schutzpapier abziehen und aufkleben!“ Die Bilder und Berichte von den Aktionen sammelt die Kampagne „Werbung abrüsten!“ auf einem Blog im Internet. „Schön, dass so viele Leute uns so viele Bilder schicken von ihren Aktionen schicken“ freut sich Yver Clever. Es ist nicht das erste Mal, dass die Aufkleber der Kampagne „Werbung abrüsten!“ in der Öffentlichkeit auftauchen:

In Göttingen berichtete das Göttinger Tagesblatt über Plakatveränderungen:

https://www.goettinger-tageblatt.de/lokales/goettingen-lk/goettingen/goettingen-kritik-an-bundeswehr-aktionsgruppe-stoerpflicht-ueberklebt-plakate-ZRPK6CZBABHD7I5RSAQHIFXFJY.html

Die Morgenpost aus Berlin empörte sich im März, dass Aktivist*innen mit Emoji-Aufklebern die Eröffnung des „Bundeswehr-Show-Room“ am Bahnhof Friedrichstraße kritisierten:

https://www.morgenpost.de/berlin/article237955003/Brauner-Nazi-Haufen-Dutzende-Bundeswehrplakate-ueberklebt.html

„Mega festgeklebt!“
Ein besonderes Gütesiegel bekamen die Aufkleber bereits vom CDU-Abgeordneten und Vorsitzenden des Reservistenverbandes, Patrick Sensburg. Nachdem Aktivist*innen einen Kotze-Smiley mit Kotze-Sprechblase an die Fassade des Berliner Büros des Reservistenverbandes klebten, versuchte Sensburg, diese zu entfernen: „Sind leider mega festgeklebt!“

Mitmachen?
Die aktuelle Werbekampagne der Bundeswehr läuft noch bis zum 16. März. Mit der nächsten bundesweiten Poster-Kampagne der Bundeswehr rechnet Yver Cleber für Mitte Juni vor dem sogenannten „Tag der Bundeswehr“. Bestellen kann man die Überkleber auf dem Blog der Kampagne im Internet unter:

www.werbungabruesten.blackblogs.org.