Der Ludwig-Baumann-Preis 2021/22 des Carl-von-Ossietzky-Solidaritätsfonds geht an Frida Henkel, Adbuster*in aus Berlin, und Wilfred Porwol, Künstler aus Kleve. „Frida Henkel und Wilfried Porwol ließen sich durch Repression in ihrem Engagement nicht beirren. Deshalb möchten wir sie ehren“, teilte Thomas Haschke, Vorsitzende* des Carl-von-Ossietzky-Solidaritätsfonds, mit.
Ludwig-Baumann-Preis
Mit dem Ludwig-Baumann-Preis ehrt der Carl-von Ossietzky-Solidaritätsfonds Menschen, die sich gegen Krieg und Militär engagieren und bei Ärger mit staatlichen Behörden nicht klein beigeben. Der Preis wird am Freitag, den 20. Mai, in Duisburg in der Jugendherberge am Sportpark im Rahmen des 23. Bundeskongresses der Deutschen Friedensgesellschaft- Vereinigte
KriegsgegnerInnen (DFG-VK) verliehen.
Frida Henkel
Die Preisträger*in Frida Henkel lebt in Berlin. Sie änderte mit Farbe den Slogan eines Werbeposters der Bundeswehr. Aus „Geht Dienst an der Waffe?“ machte sie frech „Kein Dienst an der Waffe geht ohne Waffe!“ Begründung: Das Verändern von Werbung mache die Bundeswehr „lächerlich“.
Das Verfahren wurde einen Monat nach der unverhältnismäßigen Razzia eingestellt. Mit Unterstützung von der Soligruppe plakativ, Prof. Dr. El-Ghazi (Uni Trier) und Prof. Dr. Fischer-Lescano (Uni Bremen) klagt sie nun vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe.
Frida in den Medien:
https://www.zdf.de/nachrichten/video/panorama-adbusting-plakate-100.html
https://www.zdf.de/funk/ykollektiv-1059/funk-adbusting-kunst-protest-oder-gefaehrlicher-extremismus—y-kollektiv-102.html
Wilfried Porwol
Der zweite Preisträger Wilfried Porwol lebt in Kleve. Die benachbarte Stadt Kalkar unterhält bis heute ein Schandmal, das die deutsche Wehrmacht mit einem Hitler-Zitat verherrlicht. Da nettes Ansprechen nicht half, verschönerte Wilfried Porwol das Denkmal mit Graffiti und wandelte es in ein Friedens-Denkmal um.
Daraufhin wurde er wegen „gemeinschädlicher Sachbeschädigung“ vom Amtsgericht Kleve verurteilt. Davon ließ sich Wilfried Porwol nicht abschrecken, sondern unternahm weitere Umgestaltungsaktionen. Nach einer zweiten Verurteilung und einem
Berufungsprozess ist er nun für das Übermalen des Hitler-Schandmals zu 60 Tagessätzen a 30,- Euro verurteilt. Ein dritter Prozess steht an.
Die Medienresonanz auf die Aktionen und die Verfahren sorgte dafür, dass der Stadtrat von Kleve mittlerweile beschloss,eine Arbeitsgruppe zum Umgang mit dem Nazi-Denkmal einzurichten und das Hitler-Zitat zu verhüllen. Die Auseinandersetzungen um das Denkmal gehen inzwischen weiter.
Wilfried Porwol erklärt seine Aktion in der „Graswurzelrevolution“:
https://www.graswurzel.net/gwr/2021/06/der-nazigockel-von-kalkar/
Wilfried Porwol im Fernsehen:
Infos zu den Aktionen von Wilfried Porwol bei der DFG-VK NRW:
https://nrw.dfg-vk.de/kalkar-protest/
Laudation
„Durch ihre antimilitaristischen Aktionen haben Frida Henkel und
Wilfried Porwol gesellschaftliche Diskussionen angestoßen, die dazu führen, dass noch weniger junge Menschen den Soldatenberuf ergreifen und dass endlich Hitler-Zitate und Heldengedenken von Gedenkorten verschwinden“ sagt Thomas Haschke, Vorsitzender des
Carl-von-Ossietzky-Solidaritätsfonds: „Ich hoffe, das diese
Preisverleihung auch andere Menschen dazu ermutigt, friedlich und
gewaltfrei gegen Militär und Krieg aktiv zu werden.“
Der Ludwig-Baumann-Preis
Der Preis ist nach Ludwig Baumann (1921-2018) benannt. Er desertierte mit 21 Jahren 1942 aus der Wehrmacht. Er überlebte den Krieg trotz KZ-Haft und Zwangsdienst in der sogenannten „Bewährungstruppe 500“.
Ludwig Baumann gründete 1990 die Bundesvereinigung „Opfer der
NS-Militärjustiz“ und erreichte 2002 die Aufhebung der Unrechtsurteile gegen Deserteure, sogenannte „Wehrkraftzersetzer“, „Selbstverstümmeler“ und andere Opfer der NS-Militärjustiz. Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht stand Ludwig Baumann regelmäßig an den Einberufungsterminen der Bundeswehr vor Kasernen und versuchte, mit den einrückenden Wehrpflichtigen ins Gespräch zu kommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Baumann_(Wehrmachtsdeserteur)
Der Preis besteht aus einer Skulptur aus Eisen. Die Figur zeigt zwei Hände, die ein zerbrochenes Gewehr hochhalten, ein internationales Symbol für Pazifismus und Antimilitarismus. Die Skulptur wurde von Werner Mohrmann-Dressel, Künstler aus Blankenfelde bei Berlin, gestaltet.
https://www.werners-esse.de/zur-person.html
Carl-von-Ossietzky-Solidaritätsfonds
Der den Preis vergebende Carl-von-Ossietzky-Solidaritätsfonds
unterstützt Menschen der Antikriegs- und Friedensbewegung, die
strafrechtlich verfolgt werden. Betroffene, die Unterstützung benötigen, können einen Antrag auf finanzielle Unterstützung stellen. Ein weiteres Anliegen des Fonds ist die Erinnerung an unseren Namensgeber Carl von Ossietzky (1889-1938).
Die DFG-VK
Die Deutsche Friedensgesellschaft-Vereinigte Kriegsgegner*innen
(DFG-VK), gegründet 1892, ist die älteste Organisation der deutschen Friedensbewegung. Die DFG-VK ist Mitglied in der War Resisters´ International (WRI), im International Peace Bureau (IPB) sowie im Sonderausschuss der Nichtregierungsorganisationen für Abrüstung bei den Vereinten Nationen in Genf und beteiligt sich an der Arbeit der Helsinki Citizens Assembly in Prag.
Ablauf des Festaktes anlässlich der Preisverleihung:
20.00 Uhr Begrüßung Kathi Müller, DFG-VK Bundessprecherin
20.10 Uhr Vorstellung des Carl-von-Ossietzky-Fonds durch Cornelia
Mannewitz
20.15 Uhr Günter Knebel stellt Ludwig Baumann vor
20.30 Uhr Kathi Müller stellt Preisträger*innen kurz vor
20.40 Uhr Laudatio: die Kunsthistorikerin Valentina Vlašić spricht zum Thema „Kunst und Protest“
21.00 Uhr Preisträger*innen vom Berliner Kollektiv werden von Kathi Müller vorgestellt und zum Hintergrund ihrer Aktionen interviewt
21.20 Uhr Preisträger Wilfried Porwol wird von Kathi Müller vorgestellt und zum Hintergrund seiner Aktionen interviewt
21.40 Uhr Preisübergabe und Fotos
21.45 Uhr Fragen/Redebeiträge Publikum
22.00 Uhr Ende
Journalisten sind herzlich eingeladen, an der Preisverleihung
teilzunehmen und darüber zu berichten. Nachfragen bitte an:
CvO@dfg-vk.de
Die Veranstaltung finden in der Jugendherberge Duisburg Sportpark, Kruppstr. 9 statt. Bei Interesse können wir Ihnen einen Online-Veranstaltungs-Link zusenden.
https://cvo.dfg-vk.de/baumann-preis/