Deine „Israel-Kritik“ ist Antisemitismus: Adbusting-Aktion in Berlin

Am 15. März gab es in Berlin eine Adbusting Aktion gegen Antisemitismus. Die Aktion wurde von der Gruppe M.A.D. (Militante Antisemitismus Disser*innen) auf Indymedia veröffentlicht. Ist mal ein anderes aber ebenso wichtiges Thema, als sonst auf unserer Webseite. Nur eine Sache Leute: Friedrichshain? Die Bilder sehen ganz schön nach Prenzlauerberg aus…

Plakative Aktion in Friedrichshain: Die Künstler*innengruppe M.A.D. (Militante Antisemitismus Disser*innen) kaperte unerlaubt Werbevitrinen im Nahverkehr rund um die Eberswalder Straße. In die gekaperten Werbevitrinen hängte die Gruppe Kunstwerke. Die Kunstwerke entstanden aus ausgeliehenen Citylight-Postern, die die Gruppe re-arrangierte. Statt für „Schreib Dein Buch“ oder ähnliches zu werben, vermitteln diese jetzt Fakten zum Nahostkonflikt. „Auf diese Weise wollen wir scheinheilige „Israel-Kritik“ entlarven!“ sagt Maddy, Sprecher*in der Gruppe M.A.D. „Denn dahinter steckt platter Antisemitismus.“

Deckmantel „Israel-Kritik“
Israel hassen ist „in“; von allen Seiten. Unter dem Deckmantel der „Israel-Kritik“ lassen Deutsche alle Colour ihrem Ressentiment freien Lauf. Da wird mit doppelten Standards dämonisiert und delegitimiert, was das Zeug hält. Kein Stereotyp, kein Vorurteil, keine Verschwörungstheorie ist den Deutschen zu dumm, um nicht als angemessener Debatte-Beitrag zum Nahostkonflikt zu gelten. Das dabei zutage tretende Unwissen der selbsternannten Aufarbeitungs-Weltmeister*innen ist erschreckend. Antisemitismus ist in der gesamten Gesellschaft verbreitet.

Laut werden gegen Antisemitismus
Um sich über dieses deutschnationale Sendungsbewusstsein bei gleichzeitiger totaler Ahnungslosigkeit lustig zu machen, lieh sich die Künstler*innengruppe „Militante Antisemiten-Disser*innen (M.A.D)  Werbeplakate aus. Diese gestalteten sie um, und präsentierten sie anschließend in unerlaubt gekaperten Werbevitrinen im öffentlichen Raum. Das nennt sich Adbusting und ist eine sehr coole Streetart-Technik (sagt das Internet, also muss es stimmen!).

Ausblenden des Hamas-Terrors
Vor lauter Israel-Hass und scheinheiligen Waffenstillstands-Appellen an die israelische Regierung hat die „deutsche Volksgemeinschaft“ längst vergessen, was nochmal das Problem war. Deshalb lässt die Künstler*innengruppe  „Militante Antisemiten-Disser*innen (M.A.D)“ eine auf den Plakaten abgebildete Person „100 Geiseln sind noch in Gaza. Deine „Israel-Kritik“ ist antisemitisch“ sagen.

Doppelte Standards
Auf einem anderen Plakat legten die Künstler*innen einer abgebildeten Person den Spruch „Schon mal was von Island-Kritik gehört?“ in den Mund und kombinierten ihn mit dem Diss: Deine „Israel-Kritik“ ist Antisemitismus.
Dabei zeigt die bloße Präsentation von Fakten bereits erheiternde Wirkung: „Araber*innen dürfen wählen in Israel. In den arabischen Staaten nicht. Deine „Israel-Kritik“ ist Antisemitismus. Beides spielt darauf an, das an Israel häufig andere Maßstäbe angelegt werden als an andere Länder.

Dämonisieren
Auf zwei weiteren Plakaten steht: „21% der Bürger*innen in Israel haben einen arabischen Hintergrund. 0% der Bevölkerung in den arabischen Staaten ist jüdisch. „Deine „Israel-Kritik“ ist Antisemitismus.“
Und: „74 Jahre ist die Lebenserwartung in Palästina. Alle 25 verdoppelt sich die Bevölkerung. „Deine „Israel-Kritik“ ist Antisemitismus.“ Mit offensichtlich falschen Vorwürfen wie zum Beispiel Israel sei ein Apartheidsstaat wird Israel dämonisiert. Darauf gründend wird Israel das Existenzrecht abgesprochen und damit delegitimiert.

Drei-D-Test
Auf einem weiteren Plakat sind drei  junge Menschen in Berlin zu sehen, die sich über israelbezogenem Antisemitismus unterhalten. Auf Sprechblasen steht: „DÄMONISIEREN“, „DELEGITIMIEREN“, „DOPPELTE STANDARDS“. Zusätzlich ist zu lesen: „Antisemitismus widersprechen“. Der Drei-D-Test wurde 2003 von Natan Scharanski entworfen. Es handelt sich um eine Methode, mit deren Hilfe versucht werden kann legitime Kritik an der Politik, bzw. Regierung Isreals von Antisemitismus zu unterscheiden.

„Deutsche machen sehr gerne Urlaub in kriegsführenden Besatzungs-Staaten wie Türkei, Marokko, Ägypten oder Zypern. Dabei interessieren sie sich einen Scheißdreck für Zusammenhänge oder die Bedingungen vor Ort in Rojava, West-Sahara oder im Hala’ib-Dreieck“ sagt Maddy vom M.A.D. (Militante Antisemitismus Disser*innen). „Falafel futtern und Baden in Tel Aviv ist aber nicht drin, da geht das politische Gewissen der Deutschen auf einmal an!“ wundert sich Maddy vom M.A.D. „Der von links bis rechts verbreitete Israel-Hass zeigt: Auch fast 80 Jahre nach dem Ende der Shoa hat die Bevölkerung in Deutschland, auch der eher linke, einen Juden-Knacks.“

Was tun?
Das Beispiel des Nahostkonfliktes zeigt unsere Unfähigkeit, komplexe Probleme angemessen zu betrachten. Eine emanzipatorische Perspektive muss es schaffen, eine Kritik an der Besatzung und ihren Folgen gleichzeitig mit Israels bis heute notwendiger Rolle als sicheres Land gegen mörderischen Antisemitismus zusammen zu denken. „Emanzipatorische Politik bedeutet auch, unangenehme Widersprüche auszuhalten, statt sich Schwarz-Weiß-Denken zu ergeben“ folgert Maddy vom M.A.D. (Militante Antisemitismus Disser*innen).

Mehr Infos:

https://nichts-gegen-juden.de/